Allgemeines
Mädchen sind im Vergleich zu Jungen in der biologischen Entwicklung meist um ein bis zwei Jahre voraus. Sie sind häufig früher in der Lage, zielgerichtet und ausdauernd zu trainieren und im Vergleich zu Jungen oft schon in älteren Jahrgängen konkurrenzfähig. Das kalendarische Alter stimmt mit dem biologischen Alter nicht immer überein. Frühentwickelte Kinder haben innerhalb ihres Jahrgangs normalerweise Vorteile gegenüber sich später entwickelnden Kindern und spielen oftmals schon erfolgreicher. Diese Vorteile relativieren
sich allerdings ein paar Jahre später, wenn die biologische Entwicklung der Spieler wieder vergleichbar ist.
In der Beurteilung der Tennisleistung zwischen dem 11. und 14. Lebensjahr müssen all diese Kriterien berücksichtigt werden. Während bei Mädchen Turnierergebnisse
eventuell schon etwas eher aussagekräftig sind, sollte bei Jungs das Abschneiden bei
Turnieren nicht überbewertet und Förderleistungen nicht ausschließlich aufgrund früher Erfolge gewährt werden.
Ziele
Ein sehr wichtiges Ziel der Förderstufe 2 ist die systematische Vervollkommnung der Technik aller Schläge und eine vielseitige taktische Ausbildung in allen Matchsituationen. Die Kinder sollen von der Spieleröffnung mit Aufschlag und Return über das Grundlinienspiel bis hin zum Netzspiel alle Situationen regelmäßig trainieren und das sowohl im Einzel als auch im Doppel. Technische Defizite sollten bis Ende der Förderstufe 2 behoben sein, damit ein späteres Umlernen vermieden wird und sich aus den guten technisch-taktischen Grundlagen später der eigene Spielstil und Stärken entwickeln können.
Um diese Ziele zu erreichen, sollte das Training nun sehr akribisch geplant werden. Idealerweise gibt es einen hauptverantwortlichen Trainer, der die Ziele im tennistechnischen und -taktischen Bereich definiert und einen Großteil der Trainingseinheiten absolviert. Es sollten nicht zu viele Trainer mit dem Kind arbeiten, weil häufig unterschiedliche Auffassungen zur technischen Ausbildung bestehen und Absprachen unter zu vielen Personen erfahrungsgemäß schwierig sind.
Die Talente trainieren mit zunehmendem Alter mehr und die Trainingseinheiten werden länger, was mit den schulischen Anforderungen nicht immer leicht zu vereinbaren ist. Bis zur U12 sollte es dennoch gelingen eine zweite (Ball-)Sportart zu betreiben. Auf keinen Fall sollten die Talente ausschließlich Tennis spielen, da die einseitigen hohen Belastungen über mehrere Jahre hinweg langfristig körperliche Schäden verursachen können. Ein begleitendes regelmäßiges tennisspezifisches Athletiktraining gehört deshalb zum Pflichtprogramm eines ambitionierten Tennistalents.
Trainingstage / Lehrgänge
Die Koordinatoren beobachten weiterhin einen sehr großen Spielerkreis bei Trainingstagen und Lehrgängen. Die bekannte Struktur aus der Förderstufe 1 mit Trainingstagen in den Ballungsgebieten oder überregionalen Trainingstagen in Nord-/Südbayern wird auch in der Förderstufe 2 beibehalten.
Neu sind in der Förderstufe 2 zusätzliche zentrale Lehrgänge über mehrere Tage in der TennisBase Oberhaching, dem Landesleistungszentrum des BTV und gleichzeitig einem von vier Bundesstützpunkten des DTB. Diese Lehrgänge dienen den Verbandstrainern als Sichtungsmaßnahmen. Berücksichtigt werden Talente, die bei vorangegangenen zentralen Lehrgängen und/oder Trainingstagen Nord-/Südbayern einen guten Eindruck hinterlassen haben oder bei Turnieren positiv auffallen. Eine weitere Zusatzmaßnahme für ausgewählte Spierinnen und Spieler der U14 ist das BTV Frühjahrstrainingslager zusammen mit den Kaderspielern der Förderstufe 3.
Wöchentliches Fördertraining
In Ergänzung zum Heimtraining bietet der BTV nun auch ein bezuschusstes wöchentliches Fördertraining an. Das Training hat zum Ziel, die talentiertesten Kinder einer Region in Gruppen von mehreren Spielern ähnlicher Spielstärke zusammenzufassen, um die taktische Ausbildung zu gewährleisten. Ein Teil der Trainingszeit wird außerdem auch für begleitendes Athletiktraining aufgewendet. Dieses Fördertraining ist als Grundförderung für Tennistalente zu sehen, findet einmal pro Woche statt, wird von den Koordinatoren organisiert und von Ihnen selbst oder qualifizierten Honorartrainern durchgeführt. Bei der Gruppenbildung und Auswahl des Trainingsstandortes wird v. a. auf Homogenität und auf eine noch vertretbare Entfernung zum Wohnort geachtet. Das Fördertraining darf kein Training beim Heimtrainer ersetzen sondern soll dieses ergänzen.
Die Teilnahme an diesem Fördertraining ist nicht verpflichtend. Falls Kinder im Verein sehr gute Spielpartner vorfinden und deshalb das Gruppentraining abgelehnt wird, entstehen den Kindern keine Nachteile bei der Gewährung weiterer Fördermaßnahmen, wie z.B. Einladungen zu Lehrgängen, Trainingstagen und Turnieren. Falls die Bereitschaft zur Teilnahme besteht, das Training aber aufgrund weiter Anfahrtswege oder fehlender leistungsstarker Partner nicht zustande kommt, kann der BTV stattdessen einen Individualzuschuss zum Heimtraining gewähren.
Zusätzlich zu dieser Grundförderung hat der BTV für einzelne Talente die Möglichkeit einer Sonderförderung. Die Art und Höhe der Sonderförderung wird individuell festgelegt. Möglichkeiten für Sondermaßnahmen sind z.B. der Erlass von Lehrgangsgebühren, Turnierbetreuungspauschalen, die Organisation weiterer Trainingseinheiten durch den BTV (falls eine ausreichende Versorgung im Verein nicht gewährleistet werden kann) oder auch finanzielle Zuschüsse zum Heimtraining.
BTV Talent-Pool Nord-/Südbayern
Voraussetzung für den Erhalt von Grundförderung und/oder Sonderförderung ist die Zugehörigkeit zum BTV Talent-Pool Nord-/Südbayern. Er wird im Übergang von Förderstufe 1 zu Förderstufe 2 zum ersten Mal durch ein Gremium, bestehend aus dem Vizepräsidenten, den Verbandstrainern und den Koordinatoren, benannt Sie wählen unter Berücksichtigung mehrerer Talentfaktoren (Spielfähigkeit, technische Fortschritte, Schnelligkeit, Wahrnehmung, Lernfähigkeit, Leistungsbereitschaft, Unterstützung durch Eltern, Trainingsumfeld, etc.) aus dem sehr großen BTV Kids-Pool Nord-/Südbayern der Förderstufe 1 einige Kinder für den BTV Talent-Pool Nord-/Südbayern aus. Ranglistenplatzierungen bzw. Turnierergebnisse spielen in der Beurteilung der Kinder dabei zunächst eine untergeordnete Rolle, gewinnen im Verlauf der Förderstufe aber v. a. bei Mädchen eine größere Bedeutung.
Der Verbleib oder die Neuaufnahme in den BTV Talent-Pool Nord-/Südbayern wird jährlich überprüft und die Entscheidung, wer im Folgejahr dem BTV Talent-Pool Nord-/Südbayern angehört bzw. welche Spieler die Grund- bzw. Sonderförderung erhalten, erfolgt bis spätestens Anfang August. Das Förderjahr erstreckt sich immer von September bis August des Folgejahres. Die Zugehörigkeit zum BTV Talent-Pool Nord-/Südbayern und die damit verbundene Förderung durch den BTV ist selbstverständlich an gewisse Pflichten gebunden. Loyalität und ausgeprägte Kommunikationsbereitschaft der Eltern/Heimtrainer gegenüber dem BTV und seiner Personen wird erwartet. Zudem ist die Teilnahme an gewissen Turnieren (z.B. Bezirks-, Verbands-, Deutsche Meisterschaften) und Lehrgängen (z.B. Trainingstage, BTV Lehrgänge, Konditionstests) Voraussetzung, um die Leistungsentwicklung überprüfen und Förderentscheidungen treffen zu können.
Turniere
Obwohl frühe Turniererfolge kein verlässlicher Indikator für den späteren Entwicklungsverlauf der Talente sind, gewinnt die Teilnahme an Wettkämpfen in der Förderstufe 2 an Bedeutung. Turniere können einen wichtigen Beitrag zur spielerischen Entwicklung leisten, wenn dort die Kinder z.B. das im Training Erlernte anwenden dürfen, Routinen in der Vor- und Nachbereitung von Matches erlernen und so nach und nach ihren eigenen Spielstil entwickeln. Neben Ranglistenturnieren mit offener Zulassung gibt es ab der Förderstufe 2 auch diverse Einladungsturniere, zu denen ausgewählte Talente vom BTV nominiert werden. Bis zur U12 finden diese Turnierbetreuungen lediglich auf nationaler Ebene statt, ab der U13 intensiviert der BTV auch länger dauernde Reisen zu internationalen Turnieren von Tennis Europe (TE). Diese Turniere werden von eigens dafür vom BTV eingesetzten Personen betreut und damit die Eltern entlastet.
Generell ist bei der Turnierplanung auf ein sinnvolles Verhältnis von Siegen zu Niederlagen zu achten. 2/3 der Matches sollten gewonnen werden, um Selbstvertrauen aufzubauen. Etwa 50% der Siege sollten hart umkämpft sein, die andere Hälfte der Siege sollte eher leichtfallen, weil in diesen Matches auch mal Neues ausprobiert werden kann. Der Umgang mit Niederlagen gehört zur Entwicklung ebenfalls dazu und Misserfolge dürfen durch vermeintlich geschickte Turnierauswahl nicht vermieden werden.
Zusammenfassung Förderstufe 2
- Geduld und Gewissenhaftigkeit bei der Talentdiagnostik und Talentauswahl.
- Schaffen bestmöglicher Trainingsumfelder in Heimatnähe.
- Zielgerichtetes Tennis-und Athletiktraining bei optimaler Abstimmung aller beteiligter Personen (Eltern, Heimtrainer, Koordinatoren, Verbandstrainer).
- Ausbilden der Talente zu motivierten, selbstbewussten Wettkämpfern.
- Regelmäßige Trainingstage und Lehrgänge auf verschiedenen Ebenen (Bezirk, Nord-/Südbayern, zentral durch BTV).
- Einmaliges Fördertraining pro Woche für alle Spieler des BTV Talent-Pools Nord-/Südbayern in Ergänzung zum Heimtraining.
- Sonderfördermaßnahmen je nach individuellem Bedarf für einzelne Spieler.
- Betreuung nationaler und internationaler (TE) Turniere durch den BTV.
U12
- 6–8 Stunden Tennistraining pro Woche an 3–4 Tagen
- 1–2 Stunden Einzeltraining
- 3–4 Stunden Gruppen- und Matchtraining
- 1–2 Stunden freies Tennisspiel ohne Trainer
- Beginnendes tennisspezifisches Athletiktraining, ins Tennistraining integriert
- Betreiben einer zweiten (Ball-)Sportart
- 30–50 Matches pro Jahr
U14
- 10–12 Stunden Training pro Woche an 4–5 Tagen
- 2–3 Stunden Einzeltraining
- 3–4 Stunden Gruppen-und Matchtraining
- 1–2 Stunden freies Tennisspiel ohne Trainer
- 2–3 Stunden tennisspezifisches Athletiktraining zusätzlich zum Tennistraining
- 40–60 Matches pro Jahr
Ansprechpartner
Hauptansprechpartner für Eltern und Heimtrainer sind in der Förderstufe 2 bezüglich der Organisation des wöchentlichen Fördertrainings und der regionalen Trainingstage bzw. Trainingstage Nord-/Südbayern weiterhin die Koordinatoren Talentförderung Nord- und Südbayern. Sie stehen den Eltern und Heimtrainern aller Mitglieder des BTV Talent-Pools Nord-/Südbayern bei Fragen zum Trainingsumfeld, Trainingsinhalten, Turnierplanung etc. jederzeit beratend zur Seite. Für alle zentralen Maßnahmen wie BTV Lehrgänge in Oberhaching oder BTV Einladungsturnieren ist der Hauptansprechpartner der Verbandstrainer Talentförderung und Leistungssport.