Allgemeines
Viele Nationen bieten ihren Jugend- und Nachwuchsspielern professionelle Trainingsumfelder und nutzen systematisch die ITF World Tennis Tour Juniors, einem Äquivalent zur WTA-, ATP- bzw. ITF-Tour bei den Erwachsenen, um ihre hoffnungsvollen Jugendlichen im Altersbereich U18 mit regelmäßigen Teilnahmen an diesen Turnieren auf die Profitour vorzubereiten.
Um langfristig mithalten zu können, schafft der BTV während der 3. Ausbildungsetappe, die von der U15 bis zur U18 reicht, ebenfalls solche professionellen Strukturen. Diese sollen es den Jugendlichen ermöglichen, individuelle Stärken auszubilden und guten, erfolgreichen Wettkämpfer zu entwickeln, der sich in der deutschen Spitze des eigenen Jahrgangs etablieren kann und auch international konkurrenzfähig wird.
BTV-Kader
Zunächst benennt ein Gremium (BTV Vizepräsident, BTV-Verbandstrainer, Koordinatoren, Leiter Profisport und Internat, DTB-Stützpunktleiter) aus dem noch relativ breit angelegten BTV Talent-Pool Nord-/Südbayern am Ende der Förderstufe 2 einen enger gefassten BTV-Kader, der jährlich überprüft und neu benannt wird. Dabei spielen neben subjektiven Kriterien wie Potenzialeinschätzung immer mehr auch objektive Kriterien wie Ranglistenplatzierungen, Turnierergebnisse oder das Abschneiden bei leistungsdiagnostischen Untersuchungen eine Rolle.
Ziele
Für die BTV-Kaderspieler versucht der BTV in Zusammenarbeit mit den Eltern möglichst optimale Trainingsumfelder zu bilden. Eine der großen Herausforderung ist dabei die Vereinbarkeit von Leistungssport und Schule. Die Trainingsumfänge steigen mit
zunehmendem Alter noch weiter an und bei gleichzeitig immer größeren schulischen Anforderungen kommen die Talente nicht hrer Belastbarkeit. Funktionierende Kooperationen mit Schulen, die Leistungssportler unterstützen, sollen ausreichende Trainingsumfänge und Befreiungen für Turniere ermöglichen.
Weitere Kriterien für ein gutes Trainingsumfeld sind z.B. ein hauptverantwortlicher Trainer, der seine Spieler auch auf Turniere begleiten kann, ein gesteuertes tennisspezifisches Athletiktraining, adäquate Sparringspartner, ein psychologisch/mental orientiertes Training sowie Möglichkeiten zur Physiotherapie.
Der BTV unterstützt seine Kaderspieler der Förderstufe 3 auf zweierlei Arten. Zentraler Bestandteil der Förderstrategie ist das Zusammenziehen der hoffnungsvollsten Talente im Internat der TennisBase Oberhaching, dem Landesleistungszentrum des BTV und Bundesstützpunkt des DTB, um dort gemeinsam zu trainieren und sich entwickeln zu können. Eine Alternative stellt das dezentrale Training dar, wenn das Trainingsangebot im Tennis-Internat nicht angenommen wird.
BTV Tennis-Internat Oberhaching
Im Internat der TennisBase Oberhaching bietet der BTV ab der U15 ein optimales Trainingsumfeld. Es steht in erster Linie BTV-Kaderspielern offen, bei freien Kapazitäten können aber auch Jugendliche aus anderen Bundesländern oder Nationen hier trainieren.
Die Spieler werden im Tennis-Internat sowohl sportlich als auch pädagogisch nach modernsten Methoden und Erkenntnissen ausgebildet. Ein Team aus Sozialpädagogen, Tennis- und Athletiktrainern, Ärzten und Physiotherapeuten betreut die Internatsspieler. Jeder Athlet wird einem hauptverantwortlichen Tennistrainer zugeordnet, der in Abstimmung mit dem Sportlichen Leiter Profisport und Internat sowie dem Bundesstützpunktleiter die Trainingsziele definiert, gemeinsam mit den Eltern die Turnierplanung vornimmt und auch einen Großteil der Trainingsarbeit und Turnierbetreuung übernimmt.
Abhängig von der Belastbarkeit wird der Umfang und die Intensität im Tennis- und Athletiktraining individuell festgelegt. Das Training wird von Internatstrainern mit großer Erfahrung im internationalen Jugendtennis durchgeführt. Dabei werden sie von den Profitrainern des BTV unterstützt, welche Jugendspieler mit entsprechender Leistungsfähigkeit und Einstellung ins Training der Profis integrieren. Die sportlichen Ziele sind eindeutig definiert: Die Internatsspieler sollen national und international zu den besten ihres Jahrgangs zählen und nach dem Ende ihrer Schulzeit in die Förderstufe 4 und somit in die Profisportförderung übernommen werden.
Ziele aus pädagogischer Sicht sind einerseits der erfolgreiche Schulabschluss mit mittlerer Reife oder Abitur, andererseits die Erziehung zu eigenverantwortlich handelnden, disziplinierten Menschen mit stabilen ethisch-moralischen Grundsätzen. Der Internatsbetrieb erfolgt in Kooperation mit verschiedenen Schulen in unmittelbarer Nähe zur Tennis-Base Oberhaching. Dies ermöglicht kurze Wege und ein Training auch in Freistunden oder Unterrichtspausen. Alternative Schulmodelle, wie Teilpräsenzschulen oder Fernschulen sind aber auch möglich.
Die Internatsschüler wohnen in den Zimmern der TennisBase Oberhaching. Der BTV beschäftigt Sozialpädagogen, die außerhalb der Trainings- und Schulzeiten die Spieler rund um die Uhr betreuen und einen engen Kontakt sowohl zur Schule als auch zu den Eltern und betreuenden Trainern halten.
Die medizinische Betreuung und Behandlung erfolgt durch den Verbandsarzt des BTV. Die physiotherapeutische Betreuung wird direkt in der TennisBase Oberhaching in einer physiotherapeutischen Praxis gewährleistet. Ärzte und Physiotherapeuten stehen im engen Austausch mit den Tennisund Athletiktrainern. Einmal jährlich finden zudem leistungsdiagnostische Untersuchungen für alle Internatsspieler statt.
Die Turnierplanung ist stark international ausgerichtet. Bei Auslandsturnieren werden die Spieler des BTV-Internats in der Regel von Trainern des BTV begleitet.
Die für die Familien monatlich anfallenden Kosten variieren je nach Leistungsumfang und Kaderstatus (Bundes- oder Landeskader). Sie sind im Vergleich zu den Kosten in einer privaten Akademie wesentlich geringer, da der BTV das Internatsprojekt sehr stark subventioniert. Somit übersteigen die Förderleistungen des BTV für einen Internatsspieler diejenigen extern trainierender Spieler um ein Vielfaches.
Dezentrale Förderung
Jene BTV-Kaderspieler, die nicht an den Trainingsstandort Oberhaching wechseln können oder wollen, erhalten als Grundförderung einen Individualzuschuss zum Training am Heimatort, sofern dort professionelle Trainingsbedingungen vorherrschen. Für ausgewählte Kaderspieler sind zudem gemeinsame Trainings- oder Turniermaßnahmen mit Spielern des BTV Tennis-Internats möglich.
DTB-Förderung
Der Deutsche Tennis Bund führt im Bundesstützpunkt
Oberhaching die Förderung von männlichen Bundeskaderspielern durch. Dabei werden ab dem Nachwuchskader 1 (NK-1) einzelne Spieler in das Talent-Team des DTB berufen und an den Bundesstützpunkten Hannover und Oberhaching von Bundestrainern ausgebildet, wodurch das
Niveau der Spieler in Oberhaching noch einmal deutlich ansteigt. Für die Mädchen gilt auf Bundeskader-Ebene dasselbe Prinzip: Den talentiertesten wird eine Ausbildung in den Bundesstützpunkten Kamen und Stuttgart ermöglicht. Dabei sollen die Spieler vom Jugendbereich bis in den Profisport geführt werden. Diese Förderung erfolgt durch den DTB und wird im BSP vom BSP-Leiter und den Bundestrainern so
organisiert, dass sich Synergie-Effekte für DTB- und BTV-Spieler im Trainingsbetrieb und auf Turnierbetreuungen, aber auch auf der Trainerebene durch regen Austausch ergeben.
Zusammenfassung Förderstufe 3
- Optimale Trainingsbedingungen für den BTV Kader mit starker Zentralisierung.
- Zugehörigkeit zur deutschen Spitze des jeweiligen Jahrgangs.
- Internationale Konkurrenzfähigkeit bei ITFJugendturnieren mit dem finalen Ziel Teilnahme an den Junior Grand-Slam-Turnieren.
- Ausbilden des eigenen Spielstils und Entwicklung von Stärken, um gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tennis-Karriere im Profitennis zu haben.
- Stark subventioniertes Training im Internat der TennisBase Oberhaching
- Finanzielle Unterstützung privater Trainingsumfelder
- Intensive Betreuung von ITF-Jugendturnieren
- Vergabe von Wild-Cards für in Bayern stattfindende nationale sowie internationale Turniere im Jugend- und Erwachsenenbereich
U16
- 12–16 Stunden Tennis- und Athletiktraining je nach Schulbelastung
- Periodisierung mit Trainings- und Turnierphasen sowie ausreichend Pausen
- 50–70 Matches pro Jahr
- Juniorinnen überwiegend ITF-Jugendturniere und nationale Damenturniere
- Junioren überwiegend TE-Turniere, nationale Jugendturniere und beginnend ITF-Turniere
U18
- 14–18 Stunden Tennis- und Athletiktraining je nach Schulbelastung
- Periodisierung mit Trainings- und Turnierphasen sowie ausreichend Pausen
- 50–70 Matches pro Jahr
- Juniorinnen überwiegend ITF-Jugendturniere, nationale Damenturniere, vereinzelt WTA 10.000$
- Junioren überwiegend ITF-Jugendturniere, nationale Nachwuchs- und Herrenturniere
Ansprechpartner
Hauptansprechpartner im Tennis-Internat sind der Sportliche Leiter Profisport und Internat, der dem Spieler zugeordnete Internatstrainer und die Sozialpädagogen, sofern die Spieler in der TennisBase wohnen. Ansprechpartner für dezentral trainierende Kaderjugendliche ist der Verbandstrainer Talentförderung und Leistungssport. Er berät die Familien bei der Turnierplanung und fungiert als Bindeglied für gemeinsame Trainings-und Turnieraktivitäten von dezentral trainierenden Spielern mit Internatsspielern.