So funktioniert Integration
Ein Beispiel das Hoffnung gibt, dass „Integration durch den Tennissport funktioniert“ und Lust auf mehr macht, ist die Geschichte der Familie Mazloomi, deren Vater Masoud uns dankenswerter Weise einen Einblick in ihr Leben gibt:
Wir sind Migranten aus dem Iran und leben seit 2014 in Deutschland. Wir haben vier Kinder, zwei Zwillingsmädels, 10 Jahre alt und zwei Jungen mit acht und sieben Jahren. Ich habe im Iran im Bereich Informatik gearbeitet. Meine Frau hat persische Literatur studiert und in diesem Bereich gearbeitet. Sie hat beim Studienzentrum am Klinikum Neumarkt eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und arbeitet jetzt im Klinikum Neumarkt. Ich arbeite jetzt als Hauptberuflicher Tennistrainer in meiner Tennisschule in Berngau und Batzhausen i.d.OPf und in Kooperation mit der Tennisschule Walter Otto und dem ASV Neumarkt. Aktuell sind 51 Kinder und Jugendliche von vier bis 18 Jahren in meiner Tennisschule: https://tennisschule-arya.com/.
Im Iran haben wir nicht Tennis gespielt. Ich habe Fußball, Leichtathletik und Schach gespielt, meine Frau Volleyball und Badminton. Sport war schon immer mein Traum. Wenn man in ein fremdes Land kommt ist es durch die Mitgliedschaft in einem Verein möglich, andere Familien kennen zu lernen und gegen Isolierung und Einsamkeit zu kämpfen, denn hier trifft man Leute, die die gleiche Lebenseinstellung teilen. Ich bin in Shiraz geboren und aufgewachsen. Das ist eine Großstadt, sehr Multikulti, deswegen ist für mich die Kommunikation mit Menschen einfach. Leider sind in Bayern die Leute teilweise sehr verschlossen und beurteilen die Ausländer sehr stark. Wir brauchen aber Ausländer, z.B. in Krankenhäusern, im Postbereich als Taxifahrer, in der Telekommunikation oder Supermarkt arbeiten sehr viele Ausländer. Im Fußballverein sind wir es gewohnt viele Ausländer zu sehen, aber am Tennisplatz müssen die Ausländer und die Deutschen noch mehr zusammenarbeiten. Ich denke hier sollte sich mehr entwickeln, weil unter den Ausländern sind viele unglaubliche Talente, aber sie müssen gefunden und aufgenommen werden. Wir sind jetzt hier gut integriert weil wir sehr aktiv sind und viel dafür getan haben. Unsere Familie liebt es einfach bunt und Multikulti. Einfarbig ist langweilig!
Bei uns haben zuerst unsere Kinder mit einem Gruppenkurs angefangen, danach haben wir Eltern mit unserem Tennislehrer Walter Otto das Training begonnen. Ich habe sehr intensiv mit ihm trainiert, rund um die Uhr Tennisbücher und -zeitschriften gelesen, Tennis im Fernsehen angeschaut und an vielen Onlineseminaren teilgenommen. Seit vier Jahren haben wir die Kinder bei Punktspielen und Turnieren begleitet und auch dabei viele Erfahrung gesammelt. So bin ich auch Ansprechpartner für andere Eltern geworden. Schließlich beschloss ich, die Trainerausbildung des BTV zu absolvieren. Die Lehrgänge C1 und C2 habe ich bereits beendet. Zweimal habe ich die Prüfung zum Oberschiedsrichter gemacht, aber noch nicht bestanden, weil meine Deutschkenntnisse noch nicht perfekt sind. In der Coronazeit habe ich viele wertvolle Onlinekurse beim BTV absolviert.
Angefangen habe ich damit, immer samstags beim Großgruppentraining ehrenamtlich bei der Tennisschule mitzuhelfen. Nach den ersten Trainerlehrgängen beim BTV konnte ich als festangestellter Co-Trainer mitarbeiten. Durch meine gute und schnelle Entwicklung und auch die Tennisentwicklung meiner Kinder habe ich mehr und mehr Angebote von Eltern bekommen, ihre Kinder zu trainieren. Da ich das Tennisspiel meiner vier Kinder finanzieren muss, habe ich entschieden selbständig zu arbeiten und eine Tennisschule anzumelden. Die sportliche Entwicklung meiner Kinder war sehr erfolgreich, weswegen auch unsere sozialen Kontakte immer größer geworden sind. Unsere Kinder spielen aktuell bei den Mannschaften U8, U9, U10, U12 und U15. Unser Sohn Arya ist seit 2020 in der Talentförderung des BTV integriert.
Alle unsere vier Kinder besuchen seit Jahren die Musikschule Neumarkt und spielen Klavier- auch bei der Weihnachtsfeier im Tennisverein. Um dem Verein etwas zurück zu geben, engagiere ich mich ehrenamtlich unter anderem in folgenden Bereichen: Homepagepflege, Platzmanagement, als Jugendwart, Mannschaftsführer und in der Talentsuche und Talentförderung. Mir war es auch wichtig, mehr Kommunikation zwischen Fußball und Tennis für Kinder und Jugendliche aufzubauen. Seit einem Halbjahr habe ich den Tennisunterricht in der Grundschule übernommen.
Insgesamt liebe ich meinen Job als Trainer und auch meiner Frau macht Ihr Beruf viel Spaß. Unsere Aktivitäten machen mich, meine Frau und meine Kinder jeden Tag stärker als gestern. Wir arbeiten alle sehr viel, um unsere Ziele zu erreichen und sind als eine Familie in unserer goldenen Zeit.