MITTERTEICH. Vor drei Jahren gründete Doris Scharnagl-Lindinger unter dem Dach der Tennis-Abteilung des SV Mitterteich eine „Rollstuhl- und Fußgängergruppe Tennis“ (RuF-Tennis) und baute sie mit einigen Mitstreitern auf. Seitdem hat sich auch baulich einiges vor Ort getan. „Die Voraussetzungen für inklusives Tennis sind hier optimal, die Vorstandschaft hat meine Ideen mit Rat und Tat unterstützt“, sagt Scharnagl-Lindinger.
Der Bayerische Tennis-Verband (BTV) bestimmte Mitterteich in der Folge 2022 zum Inklusionsstützpunkt Tennis, damals noch der einzige in der Oberpfalz. Scharnagl-Lindinger: „Der Bezirk Oberpfalz hat uns dann bald mit seinem Inklusionspreis ausgezeichnet. Inzwischen sind wir rund 15 Personen, die sich regelmäßig treffen, um miteinander Bälle zu schlagen.“
Über den Landkreis hinaus bekannt geworden sei das Engagement bereits durch mehrere Fernsehbeiträge, unter anderem seitens der „Aktion Mensch“. Im vergangenen Jahr traten Teams bei Special-Olympics-Turnieren in Gilching und Hilpoltstein an, zwei Doppel-Paare fuhren Ende Mai zu einem Unified-Turnier nach Erlangen.
Sie erläutert: „Unified-Doppel ist Inklusion pur: Auf jeder Seite des Netzes spielt ein Spieler mit Beeinträchtigungen und einer ohne. Bei den wöchentlichen Treffen steht zwar der Spaß an der Bewegung im Mittelpunkt, trotzdem treffen sich einige aus der Gruppe gern mit Gleichgesinnten bayernweit.“ Man stehe auch in Kontakt mit zwei anderen Tennis-Inklusionsstützpunkten.
Zwei Tafeln „Bayern barrierefrei“ der Bayerischen Staatsregierung verdeutlichen das Ganze nun auch optisch an der Tennisanlage. Christina Ponader, die Leiterin des Netzwerks Inklusion im Landkreis Tirschenreuth, hatte die Anlage begutachtet und für das Signet vorgeschlagen, wie es heißt. „Es dürfte der erste Verein mit Tennisanlage in der Region sein, der sich der Inklusion im Sport verschrieben hat. Ein Dankeschön den Verantwortlichen, die sich um die Barrierefreiheit gekümmert haben,“ so Ponader. „Die Zugänge zu den Plätzen und zum Clubhaus wie auch zur Tennishalle mit allen Innenräumen wurden in den letzten drei Jahren barrierefrei umgestaltet.“
Im Landkreis wurden so bislang rund ein Dutzend Gebäude und Einrichtungen mit dem Signet ausgezeichnet. Im Fall des Tennisclubs Mitterteich geht es um ein inklusives Freizeitangebot mit regelmäßigen Trainingszeiten. „Natürlich freuen wir uns, dass unsere Arbeit diese Anerkennung erfährt“, erklärt Martin Werner.
Er bildet mit Hans-Peter Kern die Vorstandsspitze der Tennis-Abteilung. Ponader weiterhin hoffnungsvoll: „Vielleicht machen die Tennisfreunde auch anderen Sportarten Mut, sich bei der Inklusion zu engagieren.“
Apropos Mut: Den bewies Scharnagl-Lindinger bei den offenen bayerischen Meisterschaften im Mai. Dort war es ihr erstes Rollstuhl-Turnier und vom Ergebnis war sie selbst überrascht: Gleich mit zwei Pokalen kehrte sie zurück. Ausgerichtet hatte die Meisterschaften der TC Büchlberg nahe Passau. Das Turnier gehört zu den Internationalen Wheelchair-Turnieren des Welt-Tennis-Verbands. 16 Spieler aus dem gesamten Bundesgebiet nahmen daran teil. Bei den Herren entschied der Lokalmatador Peter Seidl das Finale gegen Carsten Strack aus Wetzlar für sich, im Doppel dominierte er zusammen mit Thomas Grimm aus Berlin-Zehlendorf.
Für Scharnagl-Lindinger zahlte sich das regelmäßige Training in der Mitterteicher Rollstuhl- und Fußgängergruppe sowie das Einzeltraining mit Thomas Hildebrand aus. Im Damen-Einzel setzte sie sich in einem spannenden Finale gegen Peggy Blanke vom TC Schönebeck (nahe Magdeburg) durch. Nach zwei ausgeglichenen Sätzen (6:4, 3:6) behielt die Mitterteicherin die Nerven und im Tie-Break mit 10:3 auch die Oberhand. (St. Landgraf)
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Stephan Landgraf
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